Vorweg ein kleiner Disclaimer: Hier geht es nicht darum, dass eine Serie schlechter oder besser ist als die andere. Ich war nur sehr verwundert, wie unterschiedlich die Zuschauer*innen aufgefordert werden mitzudenken oder eben nicht. Aber dazu später mehr.
Die Serie Orphan Black bietet für Sci- Fi Freundinnen und Freunde sowie Krimiliebhaber*innen jede Menge Spaß. Wer es noch nicht kennt, sollte unbedingt mal bei Netflix vorbei schauen. Es geht im Groben darum, dass Sarah Manning eine Frau beobachtet, die gerade vor einen Zug springt. Sie nimmt ihre Aktentasche und flüchtet. Damit beginnen dann sämtliche Probleme. Es stellt sich recht schnell heraus, dass es Klone sind. An dieser Stelle muss ich aufhören, denn alles Weitere geht auch über den Klappentext hinaus und wäre nur Spoiler.
In insgesamt fünf Staffeln reist man nun mit den Haupt- und Nebencharakteren mit und wird sehr gut unterhalten. Neben dieser Serie bin ich jedoch großer Fan von Breaking Bad und Better Call Saul. Dabei stellte ich immer wieder grundverschiedene Ansätze fest. Natürlich sind es auch grundverschiedene Serien, aber ich stellte fest, wie die Serie die Zuschauer*innen mitnehmen oder halt nicht.
[Vorsicht Spoiler!] Bei Orphan Black ist eine nicht näher genannte Person in einer Entzugsklinik. Alles an dem gesamten Setting macht deutlich, dass es sich um diese Art Klinik handelt. Diese Person ist also auf dem WC und neben ihr steht eine Mitarbeiterin der Klinik. Also nehmen die Zuschauer*innen an, dass die Person einen Urintest abgeben muss, auf Grund ihrer Sucht. Soweit so gut. Dennoch geht die Serie, meiner Meinung nach, einen kleinen Schritt zu weit. Die Mitarbeiterin der Klinik sagt nochmal extrem offensichtlich, dass sie gerne die Urinprobe zum Testen haben möchte. Das war der Punkt, den ich nicht verstanden habe. Warum muss man die Zuschauer*innen nochmal extra mit der Nase in die Offensichtlichkeit stupsen, wo doch alles komplett klar ist?
Das passiert häufiger in der Serie. Ich persönlich finde es schade. Denn dass es auch anders geht, zeigt etwa Better Call Saul.
Ein Gegenbeispiel aus Better Call Saul
[Vorsicht Spoiler!] Jimmy steht an einer Wand gelehnt. Langsam stellt sich neben ihn noch jemand hin. Daneben noch jemand. Bis die gesamte Häuserwand mit Leuten vollsteht. Alle lehnen sich entspannt gegen die Wand und sprechen nicht miteinander. Anschließend werden sie von einem Bus abgeholt. Jemand steigt aus und fragt nach seinen Namen. Dann soll er eine Verzichtserklärung unterschreiben. Dies tut er nur widerwillig, aber er tut es. Es vergehen also ganze drei bis vier Minuten der Serie und man hat keinerlei Ahnung, was da gerade passiert. Erst als alle aussteigen und er sich eine Warnweste anzieht und dann anfängt Müll aufzusammeln merkt man, dass er also einen neuen Job anfängt. Es wurde vorher weder erklärt, warum er genau da steht, noch warum er diesen Job beginnt. Alles geht aus der Serie hervor, ohne dass die Zuschauer*innen mit der Nase noch mehr darauf gestoßen werden.
Das und viele weitere Beispiele gibt es jeweils bei Breaking Bad und Better Call Saul. Einige Folgen beginnen sogar damit dem Zuschauer zu zeigen, warum Person XY gerade das macht, was er macht. Man will mehr erfahren und das Ergebnis präsentiert sich ausschließlich über das Gesehene. Es wird am Ende nie darüber geredet, was er genau gemacht hat, denn man setzt vorraus, dass die Zuschauer*innen es schon erkennen werden.
Meiner Meinung nach sollte man die Zuschauer*innen auch jede Menge eigene Interpretationen lassen. Nicht jede Serie muss gleich ein Art House Film werden, dennoch kann man ruhig darauf vertrauen, wenn eine Handlung schlüssig präsentiert wird, dass jede und jeder sie auch versteht.
Wie seht ihr das? Diskutiert doch gerne mit via Facebook. Vielleicht achtet jetzt die oder der andere mal genauer darauf, was die Serie verrät oder halt auch nicht.