Vorsicht, es wird richtig nerdig! Diesmal geht es zum ersten Mal bei „Inside Music“ um eine DAW. Was das genau ist möchte ich kurz erklären. Nehmen wir an, eine Band möchte einen Song aufnehmen. Alle Musiker:innen sind bereit und haben ihre Instrumente. Anschließend müssen die Aufnahmen der Instrumente in einen Computer gespeist werden. Dies funktioniert dann via Audio Interface. Ein Audio Interface ist eine Soundkarte (die nicht direkt im PC verbaut ist sondern extern), bei denen man die jeweiligen Instrumente anschließt. Hier gibt es kleinere Versionen, bei denen man zwei Mikrofoneingänge hat und einige Interfaces haben bis zu 16 Eingänge. Je nach Ausstattung. Natürlich braucht man für eine größere Band mehr Eingänge als für ein kleineres Projekt mit zwei Musiker:innen.
Also spielt die Band den Song ein. Die gesamten Audioaufnahmen landen dann in einem Programm, wo sie weiter bearbeitetet werden können.
Kurz inne halten: eins steht fest, auch wenn die Technik viel zulässt, ist es nicht einfach möglich eine total schlechte Aufnahme zu verbessern. Kleinere Schwierigkeiten können durchaus behoben werden aber eine komplett vergeigte Aufnahme bleibt eine vergeigten Aufnahme. Diese kann man dann leider nur verschlimmbessern. Dies ist auch dann im Endprodukt hörbar. Wie dem auch sei, die Audioaufnahmen landen als .wave Datei in der DAW (Digital Audio Workstation). Da gibt es einige u. A. Protools, Cubase und Logic. Die DAW ist dazu da, dass die Audiodateien aufgenommen werden und dort bearbeitet werden können. Dabei ist es je nach Aufnahme und Audio Engineer ein Prozess der viel Zeit in Anspruch nehmen aber auch extrem kreativ sein kann. Hier wird das Audiomaterial verbessert bzw. optimiert. Das können diverse Einstellungen sein. Von der Benutzung eines EQs (Equalizer), um Frequenzen abzusenken oder anzuheben bis hin zum Komprimieren von Audiomaterial. Alles erfolgt in der DAW. Der gesamte Mixing Process findet genau dort statt. Auch das Mastern wird dann über eine DAW realisiert, die dann entweder speziell fürs Mastern ist (z. B. Wavelabs) oder man nutzt die gleiche DAW, die man schon beim Mixen genutzt hat.
Im Punkt Bearbeitung geht Luna von Universal Audio einen etwas anderen Weg.
Auf zum Mond und zurück?
Universal Audio stellt Luna kostenfrei zur Verfügung. Bedingung ist ein Audio Interface von Universal Audio (ab jetzt nur noch UA genannt). Nicht alle Interfaces werden mit Luna ausgeliefert. In meinem Fall habe ich das Apollo Solo. Solo steht hier für einen Audiochip. Dies gibt es auch noch als Twin- Version (mit zwei Audioclips) und es gibt auch noch Erweiterungen. Dazu später mehr.
Was macht also Luna so besonders? Bei vielen DAWs wie Cubase muss man alle Ein- und Ausgänge separat einstellen. Damit das Programm erkennt, dass man Audioeingang 1 oder 2 etc. nutzen möchte. Luna geht hier einen Schritt weiter und verknüpft das Interface direkt mit dem Programm. Ich schalte das Interface aus, also geht das Programm auch aus. Alle Ein- und Ausgänge sind sofort verfügbar und eingestellt. Genauso verhält es sich mit den Plugins des Programms. Einige Plugins sind vorhanden, viele müssen separat erworben werden. Wenn ich also eine Spur bearbeiten möchte, kann ich dies mit Drittherstellern realisieren und das Plugin öffnen. In meinem Fall nutze ich Console 1 von Softube oder aber ich nutze eine Console – Version von UA. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten. In meinem Fall habe ich eine API Consolen Emulation. Diese ist besser integriert in das Programm aber hat auch den Nachteil, dass dieses Plugin nicht günstig ist, sofern man einen Sale nicht abwartet. Das Oxitape ist hingegen integriert und steht von Anfang an zur Verfügung. Es kleistert den Mix zusammen und klingt analog. Klingt komisch ist aber wirklich so. UA hat sich zur Aufgabe gesetzt analogen Sound digital verfügbar zu machen und ja, die Rechnung geht wirklich auf. Auch die Emulation eines Amps klingt fabelhaft. Wenn man möchte kann man, nach der Aufnahme, den Mix noch als Gruppe bearbeiten. In meinem Fall bin ich großer Freund davon, Instrumente zusammen zu fassen. Dies geht wie in Cubase über Gruppen oder aber ich schicke eine ganze Gruppe von Spuren in einen Bus. Dieser ist dann ideal, um einen Effekt oder Bearbeitungen hinzuzufügen. Ich denke da an Halleffekte oder aber einen Kompressor, der die ganze Gruppe bzw. den Bus nochmal etwas Kleister zu gibt und das Signal kontrollierbarer macht. Klingt komisch aber ist an Hand von Audiobeispielen gut zu verdeutlichen. Sicherlich werde ich dies hier irgendwann mal etablieren, um noch mehr in die Inside Music Welt abtauchen zu können. Dann gibt es hier auch auf der Seite Soundbeispiele, wie was genau klingt.
Für wen lohnt sich Luna? Für wen nicht?
Ich komme aus der Cubaseecke und war auch ganz zufrieden damit, nutzte aber auch in Cubase die Plugins von UA. Gerade das Oxitape hat es mir angetan, denn es gibt kaum vergleichbare Produkte, die den analogen Sound so sehr digital darstellen können, wie dieses Plugin. Da ich auf Mac umstieg und ich unbedingt Luna testen wollte, habe ich also investiert und habe es nicht bereut. Dies ist aber nur die halbe Wahrheit, denn wenn man sich überlegt, was man mit der Pluginsuite nutzen kann, was zum Interface dabei ist, müssen sich alle Leser:innen bewusst sein, dass ein Apollo Solo bei etwa 700 Euro liegt. Dazu kommen zwar noch Plugins aber man kann nicht extrem viele Plugins gleichzeitig nutzen. Was mich anfangs enttäuschte macht am Ende aber total Sinn, denn eine Emulation von komplexen Analogen Sound ist extrem hardwarehungrig. Es reicht aber auf jeden Fall, wenn man kleine Projekte realisieren will aber leider nicht für Mehrspurmixing bei dem man 80 Spuren oder mehr hat. Da wird es dann wirklich schwierig und man kann nicht viele Plugins nutzen. Das muss man sich auf jeden Fall vor Augen führen. Es ist kein Cubase oder Protools. Es ist Luna. Der Nachteil wird hier deutlich aber auch der extreme Vorteil, denn auch „schwächere“ CPU´s können hier gute Leistungen haben, da die gesamte Audioleistung ausgelagert wird und das Interface alles übernimmt. Weiterhin ist das Nicht-speichern ein großer Vorteil, denn sollte der Mac mal abstürzen, ist die Arbeit auf jeden Fall gesichert und geht nicht verloren. Es gibt mit den UA Plugins keine bessere Möglichkeit analogen Sound digital aufbereitet zu hören. Andererseits würde ich Luna nicht unbedingt nutzen, wenn ich diesen analogen Touch überhaupt nicht haben möchte. In meinem Fall lohnt es sich durch und durch. Wie das Ganze noch perfektioniert werden kann mit einer Erweiterung für das Interface erfahrt ihr bald.