Lange Szenen, längere Dialoge und wenig Schnitte sind kaum noch Bestandteil des
modernen Kinos. Selbst wenn man sich diese Faktoren vielleicht noch vorstellen kann, so wird es schwer sich Folgendes vorzustellen: ein Film ohne Soundtrack!
In Alfred Hitchcocks „Die Vögel“ aus den Jahr 1963 ist genau das der Fall.
Dies funktioniert, auch wenn es ungewohnt und merkwürdig ist, hervorragend. Der Film als solches funktioniert auch 2024 noch hervorragend.
Warum werde ich versuchen zu erläutern.
Die Geschichte baut sich Stück für Stück auf und nimmt alle Zuschauer:innen mit. Nicht gleich am Anfang greifen die Vögel an und nicht gleich droht das Ende der Welt. Stattdessen entspinnt sich erst einmal eine Geschichte zwischen zwei Menschen, die sich nicht in Harmonie begegnen. Viel mehr ist eine Frau sehr dreist und ein Mann sehr neugierig. Da nähern sich also zwei Menschen an, die erst später eine Verbindung zueinander finden. Damit der Film auch weiter sehenswert ist, werde ich nicht weiter auf Details eingehen.
Was erfrischend daran ist, es wird erst einmal die Geschichte in einer Länge erzählt, die in Verbindung mit der Handlung in 90 Minuten erzählt werden könnte. Die Vögel hat aber eine Filmlänge von stolzen zwei Stunden. Dadurch haben die Zuschauer: innen einen Gesamteindruck der Welt und des Geschehens. Was ist wichtig in dieser Welt und welche Charaktere spielen eine große Rolle? Alles wird in Szenen erzählt, die für heutige Verhältnisse extrem lang sind. Sie sind aber wichtig, um zur Ruhe zu kommen, um dann in Aufregung versetzt zu werden, wenn es nötig ist und die Vögel wirklich angreifen. (da diverse Szenen schon aus Funk und Fernsehen bekannt sind, erachte ich diesen Hinweis nicht als Spoiler.) Dann ist es umso aufregender Der gesamte Film benötigt nicht einmal einen Soundtrack, denn er funktioniert auch ohne:
Vielleicht sollte man sich hin und wieder der Rastlosigkeit widersetzen und wieder mehr eine Sache tun und diese dann auch mit Leidenschaft verfolgen. Ich selbst bin ebenso oft rastlos und denke immer an das Nachher und das Später. Also ein klassischer Fall von FOMO (Tipps gegen FOMO an dieser Stelle) aber Alfred Hitchcock zeigte mir hervorragend, wie es anders geht und man sich im wahrsten Sinne des Wortes der Ruhe besinnen kann. Also kurzum: keine Second-Screen-Erfahrung, keine Action ohne Ende. Sondern einfach eine spannende Geschichte und das ohne Soundtrack. Empfehlung geht an dieser Stelle raus.